Was ist eigentlich aus der guten alten Gegendarstellung geworden?, fragt der Investigativjournalist Sönke Iwersen. Früher war es sehr verbreitet, dass Unternehmen und Einzelpersonen, die sich durch Presseberichte zu Unrecht in ein schlechtes Licht gerückt sahen, in den entsprechenden Medien Richtigstellungen abdrucken ließen. Nach Iwersens Eindruck ist es inzwischen beliebter, direkt auf Unterlassung zu klagen: Damit die unliebsamen Berichte komplett aus der Welt verschwinden.
Iwersen leitet des Investigativ-Ressort beim "Handelsblatt" und erläutert im Kulturcafé Merlin, dass es mittlerweile zum "Tagesgeschäft" gehöre, vor der Veröffentlichung von Texten Jurist:innen zurate zu ziehen: "Im Investigativ-Ressort gibt es keinen einzigen Text, der vorab nicht gelesen wird von der Rechtsabteilung." Im Zweifel kann eine Klage existenzbedrohlich werden – etwa wenn sich eine Zeitung mit einem Multimilliardenkonzern anlegt. Iwersen selbst ist maßgeblich beteiligt an der Enthüllung der "Tesla-Files". Durch einen Whistleblower im Unternehmen des Tech-Milliardärs Elon Musk erfuhr er von mangelhaftem Datenschutz im Konzern: Alle Mitarbeiter:innen konnten auf sämtliche sensible Daten von Kolleg:innen zugreifen – von Sozialversicherungsnummern und Kündigungsgründen bis hin zum Gehalt von Musks Bodyguard war alles einsehbar. Auch dass der Autopilot für die E-Autos offenbar nicht ganz so hervorragend funktioniert, wie es Musk propagiert.
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Dr. Edmund Haferbeck
vor 3 Tagen